Im Rahmen der Feierlichkeiten zum fünfzigjährigen Jubiläum der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim (GAZ) gab es am Samstagabend richtig was auf die Ohren. Die Bands „sidestream“ und „Granny`s Pie“ bildeten mit ihren Auftritten einen der Höhepunkte des insgesamt sehr abwechslungsreichen Samstags. Leider hatte das Wetter den Bands einen Strich durch die Rechnung gemacht und so war das Konzert von der großen Open-Air Bühne auf die hauseigene Bühne der GAZ verlegt worden.
Der Qualität der Performance tat das jedoch keinen Abbruch: etwas verspätet legten „sidestream“ mit ihrem opener gleich richtig los: das Intro trug den passenden Namen „Overture“ und gab bereits die Richtung vor, in die der Auftritt laufen würde. Das Markenzeichen der Band - weniger bekannte, teilweise recht anspruchsvolle Stücke aus Rock und ProgRock zu interpretieren und diese mit eingängigeren Songs zu „garnieren“ - traf den Nerv der Zuhörer von Anfang an.

"Die"

Neuzugang Olli Schmitz setzte mit seinem kompetenten energetischen Vortrag am Drumset sofort eine „Duftmarke“ und bildete damit die Basis für den kompakten Sound der Band aus rockigen (Over The Hills And Far Away) , teils aus dem ProgRock- Bereich (Tom Sawywer) stammenden Stücken, gefühlvollen Power- Balladen (What I needed) und groovigen Titeln wie Sledgehammer. Die beiden Sängerinnen Sefffi Steinhauer und Rosanna Pereto lieferten mit ihrer Interpretation von „My Immortal“ ein Highlight des Abends. Keyboarder Alex Köhlerüberzeugte -neben seinem Backgroundgesang - besonders in den Instrumentalpassagen bei „Firth Of Fifth“.
Offensichtlich wesentlich mehr Gewicht als früher legt sidestream mittlerweile auf mehrstimmigen Harmoniegesang, was sich besonders deutlich bei der zweiten Ballade „What I needed“ postiv bemerkbar machte. Mit seinem auf den Punkt genauen dynamischen Spiel lieferte Bassist Peter Ritter das nötige Fundament für den Gesamtsound (besonders markant die groovige bassline bei Sledgehammer), während die Powerballade „Hollow Years“ Mike Lippert reichlich Gelegenheit bot, seine Fähigkeiten an der E- Gitarre zu demonstrieren. Mit einer fetzigen Zugabe („Owner Of A Lonely Heart“) beendeten sidestream ihren Gig ebenso druckvoll wie sie angefangen hatte.
Nach einer kurzen Umbaupause ging es mit „Granny`s Pie“ weiter. Das Publikum nahm die Beendigung der Pause dankbar an und viele, die extra für diese Band dageblieben waren, kamen jetzt auf ihre Kosten.
Von Anfang an gelang es den Musikern, mit differenzierten, geschmackvoll arrangierten Arrangements und bekannten als auch weniger bekannten Songs ihren unverwechselbaren „Granny`s Pie Charme“ zu verleihen. Und so dauerte es nicht lange, bis die Aula fest in der Hand der Band war.

"Die"

Mit ihrer variantenreichen Stimme wusste Sängerin Helena Ruschig jederzeit ihre Songs mit den passenden Emotionen zu interpretieren, ihnen aber gleichzeitig stets etwas Eigenes zu verleihen und so die Songs zu ihren zu machen. Ein ganz bedeutendes Merkmal der Band ist der Einsatz von zweistimmigen Gesangspassagen, bei denen Helena Ruschig und ihr männlicher Gesangspartner Christian Kraft (wie es schien ohne große Anstrengung) perfekt harmonieren.
Sich „Granny‘s Pie“ ohne Christian Kraft vorzustellen, ist undenkbar: sein Einfluss auf das Material, seine souveräne Beherrschung der Gitarre und ganz besonders sein mitreißender Gesang prägen den Sound der Band ganz erheblich. Ob Don McLean`s „American Pie“ oder Supertramps „Breakfast in America“ - stets trifft Christian Kraft das jeweilige Feeling und überzeugt mit der ganzen Ausdruckskraft seiner Stimme.
Ein besonderes Highlight (zumindest für den Verfasser) stellte der Song „Baker Street“ dar, in dem sich Manfred Kilthaus gefühlvoll gespieltes Saxofon geschmeidig den Weg in die Ohren des Publikums bahnte. Souverän übernahm Manfred Kilthau bei einigen Stücken mit seinem Saxofon auch die Passagen, die im Original von der Leadgitarre gespielt werden, was dem jeweiligen Stück einen leichteren, transparenteren Klang bescherte. Drummer Hannes Kilthau stellte sich ganz in den Dienst der Band und hielt sich passend zum Stil dezent zurück und verhalf so der Band mit seiner uhrwerkartigen Präzision zu Struktur und dem nötigen Groove.
Die Tasteninstrumente der „Grannies“ (mit gelegentlichen Ausflügen an den Bass) übernahm in bewährter Manier Routinier Dieter Keim. Sein „fluffiges“ unangestrengtes Spiel trug zum Gesamtsound der Band weitaus mehr bei, als der ungeübte Hörer bewusst wahrzunehmen imstande war. Gezielt eingesetzte, scheinbar spontane Phrasierungen und ein untrügliches Gespür für die Wirkung von geschmackvollen Akkorden zeichneten sein Spiel auch dieses Mal aus.
Alles in allem ein tolles Konzert von zwei wirklich überzeugenden Bands, die mehr Aufmerksamkeit und ein größeres Publikum verdient gehabt hätten.

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